Jaipur, Hawa Mahal "Palast der Winde"
Jaipur, Hawa Mahal "Palast der Winde"

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I N D I E N

 

Magische Paläste, heilige Elefanten

und die berühmtesten sechs UNESCO-Weltkulturerbestätten 

 

Rundreise von Delhi nach Rajasthan

(mit Mandawa, Bikaner, Jodhpur, Ranakpur, Udaipur, Jaipur)

und zurück über Agra nach Delhi

 

 

vom 25. 4. bis 7. 5. 2018

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Flug- und Busreise mit Reise Service Deutschland (RSD)

 

Teil 2: Jaipur mit Amber, Agra, Delhi 

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Bei Galerien sind nach dem Anklicken Bildlegenden lesbar.

Im Text können unterstrichene Links in blauer Farbe zu Querverweisen im Internet angeklickt werden.

Tag 9: Do03.05.2018

Heute erreichen wir nach über 400 km Busreise am Nachmittag gegen 17 Uhr Jaipur, die Hauptstadt der Region Rajasthan. Zahlreiche Paläste und Forts sind Zeugnisse einer längst vergangenen prachtvollen Zeit. Mit Fahrrad-Rikschas fahren wir zum Choti Chopar (Bau der neuen Metro) und haben eine Stunde Freizeit zum Schlendern durch das Basarviertel. Anschließend fahren wir zu unserem KK Royal Hotel & Convention Centre in Amber (2 Nächte). 

 

 

Spaziergang im Basarviertel südöstlich des Platzes Choti Chaupar


Tag 10: Fr04.05.2018

Wegen der Tageshitze besichtigen wir am frühen Morgen das Amber Fort, eine mächtige Festungsanlage, die sich im darunter liegenden See spiegelt. Den Weg hinauf legen wir bequem in Jeeps zurück oder auf dem Rücken von geschmückten Elefanten. Am späten Vormittag geht es weiter nach Jaipur zu Verkaufsausstellungen (Edelsteine und Stoffdruck), anschließend zum Jantar Mantar, der berühmtesten von fünf historischen Sternwarten in Indien (UNESCO-Weltkulturerbe), und zuletzt zum beeindruckenden Stadtpalast

 

Das Fort Amber war der Fürstenpalast der Kachchwaha-Dynastie, bevor Jaipur zur Residenzstadt wurde.
Das Fort Amber war der Fürstenpalast der Kachchwaha-Dynastie, bevor Jaipur zur Residenzstadt wurde.
Der Transport von Touristen in das Amber-Fort ist eine Attraktion.
Der Transport von Touristen in das Amber-Fort ist eine Attraktion.
"Talstation" des Elefantentransports
"Talstation" des Elefantentransports
"Bergstation" im Amber-Fort nach einem 20minütigen Ritt
"Bergstation" im Amber-Fort nach einem 20minütigen Ritt
Panoramablick auf Amber-Fort mit dem Maotha-See und dem Kesar Kyari Garten (links)
Panoramablick auf Amber-Fort mit dem Maotha-See und dem Kesar Kyari Garten (links)
Jaipur, das Schloss Jal Mahal im Man Sagar Lake
Jaipur, das Schloss Jal Mahal im Man Sagar Lake

Besuch von Edelstein- und Stoffmanufakturen

Observatorium Jantar Mantar

Samrat Jantar, die weltgrößte Sonnenuhr in Jaipur ist über 30 Meter hoch.
Samrat Jantar, die weltgrößte Sonnenuhr in Jaipur ist über 30 Meter hoch.
Indisches Puppentheater auf dem Gelände von Jantar Mantar
Indisches Puppentheater auf dem Gelände von Jantar Mantar

Stadtpalast von Jaipur

Stadtpalast von Jaipur, zwischen 1729 und 1732 zunächst von Sawai Jai Singh II, dem Herrscher von Amber, erbaut.  Diwan-I-Khas, "Halle der Privataudienz", Hauptattraktion im Innenhof Mubarak Mahal
Stadtpalast von Jaipur, zwischen 1729 und 1732 zunächst von Sawai Jai Singh II, dem Herrscher von Amber, erbaut. Diwan-I-Khas, "Halle der Privataudienz", Hauptattraktion im Innenhof Mubarak Mahal
Hawa Mahal, "Palast der Winde", 1799 erbaut, diente allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die zu Ehren des Herrschers oder an religiösen Festtagen veranstalteten pompösen Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst sichtbar zu sein.
Hawa Mahal, "Palast der Winde", 1799 erbaut, diente allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die zu Ehren des Herrschers oder an religiösen Festtagen veranstalteten pompösen Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst sichtbar zu sein.

Tag 11: Sa05.05.2018

Nach einem kurzen Fotostop am Hawa Mahal ("Palast der Winde") in Jaipur fahren wir nach Fatehpur Sikri. Die ehemalige Hauptstadt des Mogulreiches wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut. Sie ist in fast perfektem Zustand und zeigt ein faszinierendes Bild der damaligen architektonischen Meisterleistung (UNESCO-Weltkulturerbe).

Danach fahren wir nach Agra, wo wir im Hotel The Gateway Fatehabad Road übernachten.

 

Die frühere Hauptstadt des Mogulreiches unter Großmogul Akbar (1542–1605) wurde zwischen 1569 und 1574 erbaut. Tansen Charbutra, Diwan-i-Khas (im Hintergrund) und Panch Mahal (links)
Die frühere Hauptstadt des Mogulreiches unter Großmogul Akbar (1542–1605) wurde zwischen 1569 und 1574 erbaut. Tansen Charbutra, Diwan-i-Khas (im Hintergrund) und Panch Mahal (links)

Tag 12: So06.05.2018

 

Besichtigung des weltberühmten Taj Mahal (UNESCO-Weltkulturerbe) von 8 Uhr morgens (35 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit) bis 11 Uhr. Der Großmogul Shah Jahan ließ das Mausoleum zum Gedenken an seine im Jahre 1631 verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal erbauen. Etwa 20 000 Arbeiter waren 22 Jahre mit dem Bau des Gebäudes aus weißem Marmor beschäftigt. (Strenge Sicherheitskontrollen wie am Flughafen, Plastiküberschuhe für das Mausoleum, 1 Flasche Wasser gratis).

Anschließend fahren wir zum Roten Fort in Agra, welches unter drei Herrschaftsperioden der Großmogule erbaut wurde. Der Bau des Forts wurde 1565 unter Akbar dem Großen, der die Hauptstadt von Delhi hierher verlegen ließ, aufgenommen. Erweiterung vor allem unter Shah Jahan in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg nach Delhi und kommen kurzzeitig in einen Sandsturm mit starker Sichtbehinderung. (Der katrastophale Sturm im Raum Delhi und Agra mit mehr als 100 Toten war einige Tage früher am 2./3.5.2018; zu diesem Zeitpunkt hielten wir uns in Udaipur auf, wo das Wetter ruhig war.)

Am Abend treffen wir in unserem Hotel Golden Tulip Suites Gurgaon ein.

 

Taj Mahal in Agra

Taj Mahal. Mausoleum aus Marmor im Mogulstil mit Minaretten, Moschee und berühmten symmetrischen Gärten aus dem 17. Jh.
Taj Mahal. Mausoleum aus Marmor im Mogulstil mit Minaretten, Moschee und berühmten symmetrischen Gärten aus dem 17. Jh.
Eingangstor zum Komplex Taj Mahal
Eingangstor zum Komplex Taj Mahal

Rotes Fort in Agra

Eingangstor (Amar Singh Gate) des Roten Forts in Agra
Eingangstor (Amar Singh Gate) des Roten Forts in Agra
Wohnungsbau an der Rajehs Pilot Road in Gurugram (Haryana)
Wohnungsbau an der Rajehs Pilot Road in Gurugram (Haryana)

Tag 13: Mo07.05.2018

Auf einer Stadtrundfahrt erkunden wir heute das "alte Delhi". Zunächst besuchen wir die Gedenkstätte Raj Ghat, welche an die Ermordung Mahatma Gandhis erinnert. Anschließend fahren wir zur größten Moschee Indiens

Jama Masjid. Von dort laufen wir auf eigene Faust durch die Bazare. Eine Besichtigung des Roten Forts (UNESCO-Weltkulturerbe) kann aus Zeitgründen nicht mehr stattfinden. Gegen 16 Uhr fahren wir zum Flughafen (Verabschiedung vom Reiseleiter Girdhari Singh Shekhawat) und essen um 19 Uhr in einem Flughafenhotel zu Abend.

Um 21 Uhr werden wir mit dem Bus zum Terminal zum Einchecken gebracht, wo wir uns von unserem Busfahrer Lovely Singh und unserem Boy Ashok verabschieden. Dann beginnt um Mitternacht überraschend die lange Heimreise nach Deutschland (siehe Rückreise am Anfang des Berichts).  

 

Gedenkstätte von Mahatma Gandhi

Alt-Delhi

 

Verkehrschaos auf der Straße nahe der Moschee Jama Masjid
Verkehrschaos auf der Straße nahe der Moschee Jama Masjid

 

Jamma Masjid, die größte Moschee Indiens

Vorderfront (Hofseite) der Jama Masjid mit Wasserbecken für die im Koran vorgeschriebene Reinigung vor dem Gebet.
Vorderfront (Hofseite) der Jama Masjid mit Wasserbecken für die im Koran vorgeschriebene Reinigung vor dem Gebet.
Vorderfront (Hofseite) der Jama Masjid. Auf dem annähernd quadratischen Hof (sahn) mit Seitenlängen von jeweils etwa 90 m finden mehr als 25.000 Gläubige Platz.
Vorderfront (Hofseite) der Jama Masjid. Auf dem annähernd quadratischen Hof (sahn) mit Seitenlängen von jeweils etwa 90 m finden mehr als 25.000 Gläubige Platz.

Alt-Delhi zu Fuß

Übernachtung im NOVOTEL München Flughafen

Anhang: Aus dem Indien-Tagebuch von Almut Rother im Oktober 1990

(Berücksichtigt sind nur die Ziele, die ich auch 2018 besucht habe.)

 

 

2.10.1990 Flug nach Indien

3.10.1990 Flug Delhi-Srinagar

4.10.1990 Srinagar

5.10.1990 Flug Srinagar-Leh

6.10.1990 Leh und Umgebung

7.10.1990 Tikse, Shey, Hemis

 

 

8.10.1990 Phyang

9.10.1990 Leh und Umgebung

10.10.1990 Tikse, Shey

11.10.1990 Taxi Leh-Kargil

12.10.1990 Taxi Kargil-Srinagar

13.10.1990 Taxi Srinagar-Jammu


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14.10.90

Wir sind in Jammu, der zweitgrößten Stadt im Bundesstaat Jammu und Kashmir. Zuerst zum Bahnhof, denn heute soll es in der folgenden Nacht gegen 18 Uhr mit dem Shalimar-Expresszug nach Delhi gehen, allerdings nur zweite Klasse mit Aircondition. Sechs Leute in einem Abteil, A + A + F + JP, die anderen kennen wir noch nicht. Nach Rundgang durch laute Basarstraßen Entdeckung des Zahnarztgewerbes auf der Straße in Yogahaltung auf alten Teppichen auf eckiger Platte: einige Flaschen, nur alte Zangen zum Zähneziehen, ich entdecke keine Desinfektionsmittel, aber uralte Spritzen, grobe Feilen, alte Abdrücke von Zahnlosen, die ein Gebiss bekommen haben. Ein alter Mann wird auf offener Straße behandelt, die „Zahnklinik“, wie der Dentist sie nennt, ist zwischen allen anderen Basaren integriert. Man scheut sich nicht, dass einem alle Vorbeilaufenden in den Mund schauen, ich glaube aber, nur wir tun es. Wir entdecken den ersten Hindutempel, Schuhe muss man draußen lassen, und weil wir auf dem Schweiß und Käse der Jahrhunderte gehen sollen, verzichten wir lieber. Wir gehen zum Büro von Indian Airlines, wollen Tickets umtauschen, treffen dort A + JP, die das gleiche tun wollen. Man lässt uns wieder eineinhalb Stunden warten, da angeblich noch nicht genügend Geld in der Kasse sei. Diesmal ist die Wartezeit nicht so schlimm, denn draußen ist es chaotisch: Straßenverkehr, Menschen, Kühe, Gestank und Lärm; hier haben wir Ruhe. Mir geht es sehr schlecht, wir entschließen uns zum Mittagessen mit einer Rikscha ins Asia Hotel  zu fahren... ein Verkehrsdurcheinander: Motorroller, Fahrräder, einachsige Pferdewagen, oft im Galopp, Rikschas, Taxis, Privatwagen, Trucks und Busse. Schwarzer Auspuffdreck, dazwischen Lebewesen? Menschen und Tiere! Das Essen im Asia war vom Service exzellent, ob es bekommt, wird sich noch zeigen, auf alle Fälle hier ist es wie damals in Ägypten: eine kleine ruhige Oase mit wohlklingender europäischer Musik wie damals in Kairo. Ich überlege einen Moment, ob ich Kerstin anrufen soll, es wäre nun Sonntag 9 Uhr in der Frühe. Ich versuche es, doch von

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Jammu aus kann man keine Verbindung herstellen. Ich habe noch den Gang zum Hauptbahnhof von Jammu heute morgen vergessen, wir fuhren mit einer Rikscha für umgerechnet eine D-Mark dorthin, etwa 3 km durch Menschenmassen, Rikschamassen und Gepäck, in der Bahnhofshalle lagernde Menschen im Dreck, Bettler, Blinde, Essensstände; Eisenbahnzüge, die von außen nicht verlockend aussehen, dann entdecke ich sogar Kühe auf Gleisen und Bahnsteigen, einfach

unglaublich. Ich merke, wie ich zu Bettlern und armen hungernden Hunden eine neue Einstellung gewinne, ich beginne sie zu übersehen, setze mich nicht intensiv mit ihnen auseinander, entwickle anscheinend für mich eine Art Überlebensstrategie, um nicht von Ekel vor diesem Leben gepackt zu werden. Ich komme mir vor wie ehemalige Kolonialherren, die von allen Seiten ehrfurchtsvoll bestaunt  werden. Doch was haben wir es auch einfach in unserer funktionierenden Gesellschaft. Vor kurzem habe ich noch die indischen Weisheiten  erinnerlicht. Wenn man aber hier die Realität sieht, erkennt man, dass diese genau diesem verharrenden Zustand in dieser Gesellschaft und ihrer Ökonomie angepasst sind, nicht aber für uns gelten und all jene, die so von Indien schwärmen. Die haben sich bloß in jenen vom sonstigen Indien abgesonderten Ashrams aufgehalten, philosophische Gedanken in gepflegter Ruhe erfahren, haben die Realität ignoriert. Diese aber ist unbeschreibliche Armut, oft gezwungen zur Korruption, um überleben zu können, Tricks, Unwahrheit, Übers-Ohr-hauen u.v.a. Wer will sich da schon in sein Schicksal ergeben, dann verhungert er. Unser Gepäck wurde an einem Gepäckaufbewahrungsschalter aufgegeben, wir haben unsere Tickets. Heute Abend um 18:45 Uhr beginnt die erste Bahnfahrt, Dauer 16 Stunden, überall Haltestellen. Der Shalimar-Expresszug nach Delhi mit Schlafabteilen, zweite Klasse, da es erste nicht gab. Die Nacht ist kurz durch Lärm, Speien, Gerede und rücksichtslose Menschen. Frank schläft oben, ich unten, graue Bettlaken, Kakerlaken, das so sehr im Dumont-Reiseführer gepriesene Essen für eine D-Mark erweist

 


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sich als zu scharf gewürzt, worauf mein Magen am nächsten Tag mit Krämpfen und Durchfall reagiert. Im gegenüberliegenden Abteil fährt eine indisch aussehende Frau, die aber in England lebt, sie erzählt uns von ihrem so verehrten Guru, der glatzköpfig im Nachbarabteil im knallorangefarbenen Gewand sitzt; sie fragt, ob wir ihn nicht kennenlernen und später in seinem Ashram besuchen wollten, was wir ablehnen, da zu müde. Kurz vor dem Einschlafen liest ein Nachbar einem anderen aus der Hand. Die Bahnhofsatmosphäre ist die dreckigste, die ich je erlebt habe: Bettler, Hunde, Kühe,  Menschenmassen. Was man frisch angezogen hat, ist in wenigen Minuten verdreckt. Entlang der Schienen Slums mit Menschen und Kühen. Auf ihren Hütten steht aber ab und zu „Welcome“.

 

15.10.90

In Delhi Ankunft gegen 11 Uhr, Bauchkrämpfe. Wir entschließen uns, mit den Franzosen (A ging es auch schlecht) mit dem Taxi ins 4-Sterne-Imperial-Hotel, gehobene Touristenklasse, im Zentrum zu fahren. Teuer: 165 D-Mark mit zwei Mahlzeiten, dafür endlich eine Oase in dieser hässlichsten aller Städte, die ich je kennengelernt habe, Kairo war harmlos dagegen. So habe ich nach Fahrkarten holen für unser Indrail-Ticket keine Lust zu Besichtigungen, bleibe im Hotel: Körperpflege und immer wieder Durchfall. Frank geht noch für eine Stunde aus, um sich dieses Chaos einzuverleiben. Dann treffen wir uns mit den Franzosen zum „Dinner“, verabschieden uns danach zum Schlafen, denn sie fahren ab morgen in eine andere Richtung. Es handelte sich nur um eine Notgemeinschaft, um aus Ladakh und Kaschmir wegzukommen.

 

16.10.90

Start um 6:30 Uhr zum Bahnhof, mit dem Taj-Express um 7:05 Uhr nach Agra. 2 3/4 Stunden entlang der Fahrt Ortschaften mit merkwürdigster Phantasie-Architektur: Slums, dazu Zuckerrohrplantagen Bäume, die einen Übergang zur Savanne darstellen, Affen, Papageien, Wasserbüffel, die sich in Teichen sudeln, Schweine, 

 

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Pampasgras, Menschen, die vorwiegend an den Gleisen kauernd ihre Notdurft verrichten, die sich in den Bahnhöfen waschen, die ihre Wäsche gewaschen haben und nun einen halben Tag lang warten, bis sie auf Steinen ausgebreitet, getrocknet sind, Kühe, kümmerliche Hundeskelette. Agra am Fluss Yamuna ist eine Gartenstadt. Hier treffen wir die meisten Schlepper, doch wir können sie mit unseren abweisenden Blicken und im Befehlston einigermaßen abwimmeln. Wir sind in höchstem Maß in Alarmbereitschaft wegen der im Reiseführer angegebenen Diebstahltaktiken. Im Hotel Ranjit in Bahnhofsnähe zeigt man uns nach anfänglicher Ablehnung ein etwas saubereres Zimmer mit Moskitogittern vor den Fenstern. Im Zimmer ein Gecko, draußen Scharen von Papageien auf nahegelegenen Bäumen, die bis spät in die Dämmerung hinein und auch sehr früh am Morgen kreischen. Wir haben einen motorisierten Rikschafahrer für einen Tag für 5 D-Mark engagiert; er bringt uns bei warmer Temperatur von 30 bis 33 Grad zum Taj Mahal, dem berühmten Grabmonument für die Gattin des Maharadschas. Das imposante Gebäude ist an die persische Architektur angelehnt; man muss die Schuhe ausziehen, so dass der weiße Marmorpalast wie poliert aussieht. Unser Rikschafahrer will uns wieder zu Plätzen bringen, wo er seine Kommission bekommt, unter anderem zu einem Marmorunternehmen mit Tisch-Intarsien: bunte Steine in Marmor eingelegt. Geschicktes Vorgehen des in weißem Seidengewand gekleideten Verkäufers. Schon sein Großvater arbeitete noch mit 107 Jahren, sein Vater ging auf 80, und er sah auch jünger aus. Plötzlich, nachdem er von der alten Tradition des Steingewerbes, der Zunft seiner Familie und von Idar-Oberstein erzählt hat, lenkt er uns im Gespräch auf das Thema „Meditation“, meint, er sei ein Krishna und habe einen Ashram.  Aha, dahin will er uns nun lenken, da er weiß, dass viele Europäer nur deshalb nach Indien reisen. Er zeigt uns viele Post, wir aber haben nur ein mildes Lächeln dafür übrig und lehnen sein Angebot, auch wir könnten von ihm lernen, höflich lächelnd ab, dann noch sein letzter verzweifelter 

 


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Versuch: er führt uns in Verkaufsräume, gefüllt mit Intarsien-Tischplatten, Schach-Platten aus Stein. Wieder lehnen wir dankend ab, und er entlässt uns unfreundlich, der uns zunächst als „Freunde“ eingeladen hatte. Dann machen Frank und ich einen Trip durch den Basar, ständig belästigt von Menschen, Lärm, Auspuffgasen (Tempo-Taxis!). Sobald man sein Auge nur auf einen Menschen konzentriert, nimmt dieser augenblicklich Kontakt mit einem auf, sei es zum Betteln oder aber um etwas zu verkaufen. Dazwischen immer wieder die stinkenden Kühe, die im Müll nach etwas Essbarem suchen. Zuletzt fahren wir zum Roten Fort, bleiben dort eine Stunde, sehen dort im Autokonvoi nochmals den Politiker, der uns auf der Zugfahrt nach Agra im Abteil mit seiner dümmlichen Frau gegenüber saß, der Mann, den man auf dem Bahnsteig bei der Ankunft laut jubelnd empfing. Wir besorgen uns Obst, das qualitativ und geschmacklich nicht mit unserem zu vergleichen ist. In der Nacht müssen wir uns wieder an das subtropische Klima und den Lärm, der schon wieder gegen 4 Uhr morgens beginnt, gewöhnen.

 

17.10.1990

Trotz Wärme gut geschlafen. 10:10 Uhr Fahrt nach Fatehpur Sikri, eine Palastanlage mit Moschee, 37 km von Agra entfernt. Um 2 Uhr zurück in Agra, im guten Agra-Ashok-Hotel gegessen, danach wieder mit Rikscha zum Taj Mahal, viele Menschen, auch bettelnde Kinder wie Aasgeier. Man wird ständig von Händlern und Zwischenhändlern belästigt. In der Dämmerung zurück ins Hotel, wo wir mehrmals vom Hotelpersonal gestört werden, das sich unerzogen in alles einmischt. Wenn man den Leuten sagt, dass sie nicht ins Zimmer kommen sollen, machen sie es garantiert dennoch.

 

18.10.1990

Diese Nacht war unerträglich heiß und unerträglich laut, das Papageienkreischen vor unserem Fenster, dazu unzählige Affenlaute und indische Musik im ganzen Viertel. Wir fahren mit dem Zug nach Jhansi und erreichen von dort nach holpriger zermürbender Fahrt im

 

 

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überfüllten Bus Khajuraho im Hochland von Dekkan.

 

19.10.1990

Besuch der berühmten Tempelanlage von Khajuraho, Nachtfahrt mit dem Zug nach Varanasi

 

20.10.1990 Varanasi   21.10.1990 Varanasi-Delhi

 

22.10.1990

Delhi. ... Wir fahren zum Roten Fort, dem einzigen Ort in Delhi, wo es uns gefiel. Dann noch hinüber zur großen Moschee Jama Masjid, wo wir wieder unsere Schuhe ausziehen müssen, um auf der Käseplattform der Nation zu laufen. Die Männer knien in der Gebetshalle auf dem Boden, haben sich nach Westen in Richtung Mekka ausgerichtet. Über dem Hof riesige Taubenschwärme, deren Federn durch die Luft fliegen. Um die Moschee herum wieder dreckige Basare mit eifrigem Treiben, wo die abenteuerlichsten Garküchen hungrige Gestalten für wenig Geld versorgen. Auf dem Rückweg ins Hotel liegt mitten auf der Straße im Zentrum von Delhi wohl schon etliche Tage ein Maultierkadaver unter einer Wolke von Fliegen.

 

23.10.1990

Wir haben gut geschlafen. Um 5 Uhr Aufstehen (3 Wochen sind vorbei nach unserer Abreise nach Indien). Um 6 Uhr fährt unser Zug nach Jaipur. Wieder wollen uns Rikschafahrer übers Ohr hauen, wir haben kaum Zeit zur Auswahl eines Fahrers. Am New-Delhi-Station erfahren wir, dass wir am falschen Bahnhof sind. Der Zug fährt von Alt-Delhi ab. Noch ist es dunkel, die Rikschafahrer überschlagen sich mit Preisforderungen. Jetzt muss Frank kräftig zahlen. Es ist noch Nacht, wenig Beleuchtung. Durch Fußgänger und Radfahrer häufiges spontanes Bremsen, dann steht alles still. Ein Truckfahrer und ein Busfahrer müssen erst wieder um die Vorfahrt verhandeln, ein anderer Lastwagen versperrt den Weg. Wieder Zeitverlust. 2 Minuten vor 6 Uhr (nach der Bahnhofsuhr) erreichen wir den Bahnhof. Mit unseren

 

 


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Rucksäcken beladen hasten wir im Laufschritt zum Bahnsteig, finden den reservierten Waggon und lassen uns auf unsere Plätze fallen. Unsere Nachbarn trafen wir schon einmal in Srinagar am Flughafen. Und dann geht es los, der Zug fuhr drei Minuten verspätet ab, sonst hätten wir es nicht geschafft. Nach den Slums von Delhi folgen rechts und links der Gleise Teiche mit Wasserbüffeln, dann durchfahren wir ein trockenes Grasland, Rajasthan wird erreicht. Wir entdecken in der Morgendämmerung, dass man hier auf den Feldern mit Kamelen arbeitet. Jaipur, 431 m hoch gelegen, eine Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern. Ich wundere mich immer, warum so viele Menschen in Indien in die Städte strömen, völlig überlastet mit Umweltgiften und Slums und Armut.  Draußen dagegen auf dem Land überall saubere Luft. Indische Städte übertreffen alles an Smog, was ich bisher erlebt habe. Die Lethargie in den Gesichtern, die Männer eher etwas teuflisch, scheinen ständig zu überlegen, wie sie den Fremden übers Ohr hauen können, Frauen wirken dümmlich, vielleicht auch hübsch, wenn das hübsch ist, diese Gesichter ohne innere Ausstrahlung, ältere Gesichter eher stumpfsinnig. Männer werden immer nur angesprochen, wenn etwas verkauft werden soll. Männer haben für die Frauen mitzuentscheiden, Männer werden zuerst bedient, Männer sind immer zusammen, laufen Hand in Hand. Frauen sind unter sich. Nie sieht man einen Mann und eine Frau Hand in Hand. Ausnahmen gibt es wohl nur bei von westlicher Kultur geprägten Indern, mit Kommunikation zwischen Mann und Frau. Diese Leute haben meist auch nicht so viele Kinder. Sicher haben die Frauen einen schönen aufrechten Gang, in ihren Gewändern wirken sie stolz, aber wehe, wenn sie älter sind. Hier hat man so richtig das Gefühl, dass Frauen Objekte für die Gelüste der Männer sind und vor allem Gebärmaschinen. Wenn man sie fragt, wie viele Kinder sie haben, dann ist die Antwort: fünf bis sechs. Fragt man, wie viele davon Mädchen und wie viele davon Jungen sind, so bleibt von fünf Kindern nur ein Mädchen übrig. Mädchen werden noch oft bei Geburt getötet oder 

 

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schon früher abgetrieben. Fruchtwasseranalysen zur Bestimmung des Geschlechts sind häufig, da die Familie zu viel Mitgift für Mädchen zahlen muss, die Jungen sind gute Arbeitskräfte und für die Altersversorgung zuständig. Leute fragen uns ständig, woher wir kommen, welchen Beruf wir haben, was wir verdienen und wie viele Kinder wir haben. Zunächst gaben wir noch immer bereitwillig Auskunft, mittlerweile drehen wir den Spieß um und fragen sie dieselben Fragen, damit sie merken, dass sie das überhaupt nichts angeht. Übrigens, es ist manchmal doch gut, wenn man gute Reiseführer hat,  denn wir sind meist schon vorgewarnt, wenn wir eine Stadt erreichen und können uns entsprechend verhalten. Trotzdem will man uns häufig in andere Hotels führen als das, was verlangt ist. Die Rikschafahrer versuchen es einfach immer wieder; wenn man mit ihnen durch eine Stadt fährt, kommen selbst wir mit unseren Stadtplänen nicht zurecht. Entweder können wir keine Namensschilder lesen, oder wenn man Leute fragt, schicken diese uns absichtlich falsch, damit man sich einer Rikscha anvertraut. Unser Zug hat Jaipur erreicht, die „pinke Stadt“ wegen des vorwiegend rosafarbenen Anstrichs ihrer Häuser. Wir gehen sofort zum Ticketschalter der ersten Klasse, um die Tickets für übermorgen nach Jodhpur zu reservieren. Lange stehen wir in einer Schlange am Schalter an, dann geht der Mann am Schalter wieder weg, ein anderer kommt nach etwa 10 Minuten. Über dem Schalter ist ganz groß zu lesen: „Fahrkarten nach Jodhpur“. Endlich sind wir an der Reihe, da sagt uns dieser Mann, wir müssten zum Schalter nebenan gehen, wo ganz groß steht: „Fahrkarten nach Agra“. Jetzt verlieren wir die Beherrschung, schnauzen ihn an, es stünde doch über dem Schalter, woraufhin er ohne Regung meint, er habe gerade mit seinem Kollegen getauscht. Wer versteht das noch? Auf zur nächsten Schlange, voraussichtlich eine halbe bis dreiviertel Stunde Wartezeit. Ein Inder kommt auf mich zu, meint, ich solle doch nach vorne gehen. Frauen kämen vorher dran. Ich wusste davon, meine Nachbarin, die vorher auch mit mir am anderen Schalter 


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stand, wurde tatsächlich schon bedient. Ich ärgere mich über diese Regelung, überwinde dann tatsächlich meine Vorbehalte und stelle mich auch neben sie. Neben mir die lange Schlange der Männer. Eigentlich kann ich mir gut vorstellen, dass Männer sich gegen diese Bevorzugung der Frau (die in Indien ohnehin nicht gerade in meinen Augen als sehr arbeitsamt erscheint) innerlich wehren. So kann ich eigentlich auch gut nachvollziehen, als ein Mann neben mir mich bittet, mich hinten in die Schlange zu stellen. Ich entgegne daraufhin, ich hätte schon drüben eine Dreiviertelstunde verbracht (wie überhaupt all die vielen Wartezeiten wegen Kleinigkeiten). Es folgen Gegenargumente, ich kann nicht alles verstehen, doch jetzt „stehe ich mein Mann“ sage ihm das ganz deutlich, was ich meine. Dann frage ich ihn, wieso er sich denn nicht bei meiner Vorgängerin, einer Inderin, beschwert habe, er meint, sie habe ja eine Fahrkarte und die hätte ich ja wohl nicht. Ich hätte sogar eine Fahrkarte für ganze 21 Tage (einen Indrail-Pass - eine Eisenbahnfahrkarte für unbegrenztes Reisen ohne Reservierung auf dem Streckennetz der indischen Eisenbahnen)! Nun kann er nichts mehr sagen. Ich lasse ihn zwar noch vor, dann aber keinen mehr. Dann halte ich unsere zwei Indrail-Pässe durch den Schalterschlitz, nicht eine Hand meiner Nachbarin passt mehr da durch. Jetzt endlich werde ich bedient... Nach erster Besichtigung der Tourist-Bungalows (sehr dreckig!) gehen wir ins Hotel Fort Chandragupt. Am Nachmittag Spaziergang durch die Altstadt. Von außen sehen wir uns schon die Paläste an, die wir am nächsten Morgen

 

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besichtigen wollen. Abends gegen 22:30 Uhr ärgert man uns noch durch Klingeln unseres Zimmertelefons, so dass wir wieder wach werden. Ich hatte Codipront genommen, schwitzte, hatte starken Reizhusten und ein dicken Kopf. Ich rufe die Rezeption zurück, frage, was die Telefonate sollen. Dann fragt man harmlos zurück, ob sie uns einen "Waiter" schicken sollen. Ich werde wütend, wieder will man uns etwas aufzwingen, ich drohe, wenn sie noch mal anrufen, würden wir morgen die Rechnung nicht bezahlen. Mit einem beleidigt klingenden Okay, Okay können wir dann endlich schlafen, ich den Umständen entsprechend.

 

24.10.1990

Am nächsten Morgen bin ich ganz heiser. Um deshalb einen Tee mit Honig zu bekommen, lassen wir uns mit einer Rikscha ins Jaipur Ashok Hotel fahren. Dort fragen wir auch nach dem Pushkarfest, was wir Ende des Monats besuchen wollen. Man schickt uns zum Tourist Office, wo man uns dringlichst bittet, doch heute nichts weiter mehr zu unternehmen und ins Hotel zurückzufahren: Altstadthäuser ständen in Flammen, fünf Tote! Eine abendliche Ausgangssperre droht. Ein indisches Irrenhaus! Nicht dass wir wie immer ekelhaft zum Kaufen belästigt werden, nun wieder die Situation wie in Srinagar. Das alte Problem: Hindus wollen einen Tempel auf dem Gelände einer Moschee bauen. Militante Hindus sollen Häuser angezündet haben! Durch die Straßen fahren Lastwagen mit bewaffnetem Militär. Die Altstadt hat Ausgangssperre, alle Geschäfte und Paläste sind geschlossen. Mit dem Tourist

 


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Office besprechen wir unseren Wunsch wegen des Puschkarfestes. Ein Mann soll deshalb heute Abend in unser Hotel kommen, dann empfiehlt man uns im umgebenden Park zu verweilen und dann besser im eigenen Interesse ins Hotel zurückzugehen. Schäbiges Mittagessen im Hotel des Parks. Gerade will Frank, der alles als übertrieben betrachtet, mit mir hinaus auf die Straße gehen, da stellt sich uns ein Mann in den Weg und meint, wir sollten im Hotel bleiben, draußen sei es zu gefährlich. Wir entgegnen, wir würden in einem anderen Hotel wohnen. wohin wir uns aber begeben könnten, da in diesem modernen Stadtteil keine Ausgangssperre herrsche. Der Mann malt die Situation der nächsten Tage düster aus, meint, die einzige Möglichkeit von Jaipur wieder wegzukommen, wäre mit einem Taxi. Er behauptet, die Züge für morgen sein gecancelt. Dabei haben wir vorher schon im Park mit einem Rikschafahrer ausgemacht, am nächsten Morgen hoch nach Amber zu fahren, zu einer an einem steilen Berg liegenden Festung, einst Hauptstadt des Raiputenreiches. Er hatte sich so lange im Park in unsere Gunst eingeschlichen, dass wir seinen Lockungen endlich nachgaben, er erschien uns glaubwürdig, ein einfacher Rikschafahrer, aber nicht dumm. Sein Englisch habe er sich von den Touristen abgeschaut. Nun dieser andere „hilfsbereite“ Mann, möglicherweise will er uns nur ein Taxi andrehen, denn plötzlich will er alles für uns organisieren und betont dabei seine seriöse Absicht. Er erzählt, Delhi habe im Moment große Probleme und auch andere Städte in Rajasthan, wo wir natürlich hin wollen. Nun sind wir völlig hilflos! Noch mal zum Tourist Office, die Dame klärt uns auf, bestätigt aber nun auch den Ausnahmezustand. Wir überlegen, ob wir nicht besser nach Delhi zurückfahren und dort versuchen sollen, früher nach Thailand abzureisen, wovon die Dame im Tourist Office auch nicht erbaut ist, da Delhi auch Unruhen hat und tatsächlich Züge gecancelt wurden. Außerdem wissen wir nicht, ob wir die Chance haben, tatsächlich früher aus Indien wegzukommen. Den Treff mit dem Mann für das Pushkarfest sagen wir erst

 

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einmal ab. Dann sollen wir am nächsten Tag gegen 13 Uhr die Dame im Tourist Office anrufen, die uns mitteilen will, ob ein Zug nach Jodhpur oder aber der Pink-City-Express uns nach Delhi zurückbringen wird. Missmutig und hoffnungslos gehen wir zum Hotel zurück. Da wir wissen, dass man uns in Indien auch nicht mit köstlichem Essen locken kann, werden wir wohl wie schon häufig hungrig ins Bett gehen. Mal sehen, was morgen ansteht.

 

25.10.1990

Starke Hustenanfälle, leichtes Fieber, Schwitzen. Heute früh erfahren wir, dass weiterhin über Jaipur eine Ausgangssperre verhängt ist. Es gab Tote und trotz der versprochenen Neuwahl des Premierministers Singh sollen die Unruhen mindestens bis zum 30. Oktober andauern, dann soll mit dem Tempelbau in Ayodhya begonnen werden. Wir entschließen uns zur Abreise, nach Jodhpur fährt kein Zug und fahren deshalb erst einmal wieder zurück nach Delhi. Eine Weiterfahrt in Rajasthan erscheint zu gefährlich und aussichtslos. Frank ist stinksauer, und ich entscheide mich kurz entschlossen für Delhi, da dies der einzige Zug ist und in wenigen Minuten um 10:40 Uhr abfährt. Obwohl die Bahnsteige gerammelt voll mit Menschen sind, finden wir trotzdem, obwohl wir nicht reserviert haben, noch ein Platz in der ersten Klasse. Erst später erfahren wir, dass wir in einen Bummelzug mit hochtrabendem Namen geraten sind. Er schleicht von Ort zu Ort. Hatten wir mit dem Pink-City-Express von Delhi nach Jaipur 5 Stunden gebraucht, dann dauert es jetzt zurück doppelt so lange. Wir hatten den Eindruck, der Zug stand mehr als dass er fuhr. An vielen Bahnsteigen stürmten Menschen mit Parolen auf die Gleise, alles gegen die momentane Regierung gerichtet, und ganz wohl war uns dabei nicht, denn die Krawalle entluden sich in den letzten Tagen gegen Regierungsobjekte wie Busse, Züge und öffentliche Gebäude. In unserem Abteil fuhr ein Soldat höheren Ranges mit, auch ein junger roten Speichel (Gutkha) rotzender Mann, später gesellen sich zwei Soldaten in Uniform dazu, mit griffbereiten Gewehren und zwei Blechkisten, die wohl wertvollen Inhalt hatten, denn sie


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wurden von ihnen sofort an Ketten festgemacht. Bei uns kein besonders gutes Gefühl, und trotzdem so etwas wie Sicherheit; wir fühlten uns innerlich kaputt, dieses Hin- und Herfahren in Indien ohne Ziel und Inhalt. Diese Bahnhofsszenen, dieses ekelhafte Vis-à-Vis, kein Essen im Magen außer Bananen und Wasser! Frank grollt, weil er meint, ich hätte zu voreilig abgebrochen, was sich dann aber beim Zuhören von berichtenden Mitreisenden und von Nachrichten als richtig erweist. Um 21 Uhr abends erreichen wir wieder das verhasste elende Delhi, feilschen mit den Rikschafahrern, wollen wieder ins Nirula’s Hotel und freuen uns nun schon auf ein Essen dort im China-Restaurant. Das Hotel ist leider voll, wir beziehen das Nachbarhotel York, teuer und schlecht, die sanitären Anlagen funktionieren nicht, worauf wir am nächsten Morgen ins Nirula’s Hotel umziehen.

 

26.10.1990

Nach dem einzigen in Indien guten Frühstück in Nirula’s Coffeeshop machen wir uns auf zum Tourist Office im Bahnhof, um Züge für eine Route Richtung Süden nach Goa ausarbeiten zu lassen. Danach kaufen wir auf dem Straßenmarkt zwei spottbillige Hemden für Frank, für mich eine Bluse und Hose, und laufen zum berühmten  Observatorium. Unterwegs immer wieder Bettler, viele davon mit verkrüppelten Gliedern. Ganz tragisch zeigte sich ein Fall. Wie ich beobachten konnte, waren davon sogar die Inder berührt. Ein Mann, der in voller Länge seitlich auch mit dem Kopf auf dem Boden lag, beinamputiert war und in dieser Lage über den Fußweg robbte, immer eine laut scheppernde Blechbüchse mit Geld vor sich wegstoßend, deren Lärm aufmerksam machte, dass man ihn nicht auf dem Boden übersah und ihm eine Geldspende zukommen ließ. Solche grausamen Szenen wiederholten sich in Abwandlungen noch häufiger. Nachts kann ich in Nirula’s Aircondition-Suite nicht schlafen, habe Schüttelfrost und schwitze, dazu eine schwere Bronchitis. Trotzdem gilt es um 5 Uhr aufzustehen, denn der Shatabdi-Express startet um 6:15 Uhr nach Gwalior.

 

 

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27.10.1990 Delhi-Gwalior - 28.10.1990 Gwalior-Bhopal 29.10.1990 Bhopal - 30.10.1990 Bhopal - Bombay 31.10.1990 Bombay - 1.11.1990 Bombay-Goa

2.11.1990 Miraj-Goa - 3.11.1990 Panaji

4.11.1990 Benaulim -  5.11.1990 Colva-Beach

6.11.1990 Old Goa - Panaji - 7.11.1990 Colva-Beach 8.11.1990 Colva-Beach - 9.11.1990 Mapusa, Ajunar 10.11.1990 Goa-Bombay -  11.11.1990 Kanheri 12.11.1990 Bombay - 13.11.1990 Flug Bombay-Delhi-Bangkok

 

Almut und Frank Rother auf Weltreise, hier auf Hawaii, 1991
Almut und Frank Rother auf Weltreise, hier auf Hawaii, 1991

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Quellen

 

Literatur:

- Martin und Thomas Barkemeier: Reise Know-How Rajasthan mit Delhi und Agra. 9., neu bearbeitete und komplett aktualisierte Auflage, Bielefeld 2016

- Niels Gutschow, Jan Pieper: Indien. Von den Klöstern im Himalaya zu den Tempelstädten Südindiens. DuMont Kunstreiseführer, Köln 1978

- George Michell: Der Hindu-Tempel. Bauformen und Bedeutung. DuMont, Köln 1979

- Faltblatt von RSD

  

Links: Wikipedia Enzyklopädie und andere Quellen aus dem Internet

Fotos: Alle Fotos wurden von mir mit einer Canon G1X und einem Smartphone Samsung Galaxy S7 aufgenommen. Copyright aller Fotografien bei Frank Rother